Ständig klingelt es.

Es klingelt. Ständig klingelt es. Adapter für Steckdosen, Katzenfutter, neue Stühle, ein internationaler Wifi Router, Kleinkram und Großes. Die Lieferdienste geben sich die Klinke in die Hand. Neben zehn großen Umzugsboxen für bis zu 400kg unbegleitetes Fluggepäck, das nicht 6 Wochen durch schwere See geschippert, sondern im Flieger auf den Weg nach Pretoria gebracht wird, stapeln sich immer mehr Päckchen, Pakete, Plunderboxen. In ein paar Tagen kommen schwere Jungs. Phänotyp: Ex-Boxer in Latzhose. Breitschultrig, wortkarg, humorlos. Sie kommen mit zwei Übersee-Containern, 40 Fuss und 20 Fuss. Sie werden Hunger haben und durstig sein. Vor allem aber werden sie nicht lange fackeln. Sie werden nicht suchen nach dezenten Hinweisen, ob Kind/Katze/Kleidung/Küchengeräte vielleicht ins Handgepäck gehören. Was sich bewegen lässt und nicht auffällig zappelt, kommt in den Container. Sechs Wochen Container heißt sechs Wochen ohne alles. Der sichere Tod jeder Zimmerpflanze. Deren Zahl ist immerhin übersichtlich. Sie beschränkt sich auf eine und diese eine bleibt in Potsdam. Kinder, Katze und Koffer (wo kommen diese Alliterationen immer her?) nehmen wir natürlich persönlich mit. 14 Tage, nachdem die Container ihren Weg angetreten haben. 14 Tage, in denen wir in einem Haus campieren, das acht Jahre unser Zuhause war. Ohne Fernseher, ohne Sofa, ohne Bett, ohne WLAN. Leerer Kühlschrank, geschenkt, aber kein WLAN?

Es wird Zeit zu sortieren: Unbegleitetes Fluggepäck, Container, Reisegepäck, Handgepäck.

Wichtige Dokumente, Heizdecken für den südafrikanischen Winter, warme Klamotten und bürofähige Kleidung für die erste Zeit fliegen unbegleitet vor. Alles, was im Verdacht steht, offensichtlich oder versteckt einen Akku in sich zu tragen, feucht, nass oder gar flüssig zu sein, nach Sprengstoff zu riechen oder im Durchleuchtungsautomaten gefährlich auszusehen darf nicht unbegleitet fliegen. Es muss entweder aufs Schiff oder ins Reise- und Handgepäck. Das wiederum ist limitiert durch das zulässige Gewicht und die Anzahl der verfügbaren Arme. Katzenfeuchtfutter, Computer, Fotoapparat, Laptop, Pad, Fernseher, Spielkonsole, Solarlampe, Waschmittel, Hygieneartikel, verderbliche Lebensmittel, opulente Getränke-Vorräte. Geht alles nicht unbegleitet. Was nehmen wir mit? Was ist verzichtbar? Wir werden uns für ein paar Wochen einschränken. Die Katze muss sich mit Mäusen und bedrohten Singvögeln über Wasser halten, für uns gibt es Wasser, Brot und McDonalds. Und die Hoffnung, dass Freunde uns unter die Arme greifen. Töpfe für die tägliche Ration Nudeln, eine Kaffeemaschine, eine Bierzeltgarnitur für gemütliche Abende vor weißen Wänden. Vielleicht springt noch das ein oder andere Bier heraus.

Ich versuche seit zehn Minuten einen Lautsprecher von der Wand zu schrauben (fast fertig!), da klingelt es wieder. Die Wand ist 3,90m hoch, ich messe 1,83m, die Leiter 1,50m. Die Lautsprecher hängen unter der Decke und schnaufend hänge ich da jetzt auch.  Als ich bar jeder Restfreundlichkeit ob der Störung zur Tür gehe, kommen die Kinder über die Terrasse gerannt. Sie hätten geklingelt und es habe ihnen zu lang gedauert. Sie nehmen sich ein Eis aus dem Tiefkühlfach und hauen völlig unbeschwert wieder ab zu ihren Freunden. Sommerferien 2017.

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